Wie weit komme ich mit meinem Geld in Vietnam?

Alltag und Ausgaben in der Praxis

Wenn wir mit unseren Gästen über ihre Zeit in Vietnam sprechen, taucht regelmäßig eine praktische Frage auf: Wie weit kommen wir hier mit unserem Geld? Gerade für Menschen, die über einen längeren Aufenthalt oder den Ruhestand in Vietnam nachdenken – allein oder zu zweit –, ist das eine zentrale Überlegung. Die Antwort darauf ist keine einfache Rechenaufgabe, sondern eine Einladung, genauer hinzuschauen: auf Preise, Gewohnheiten und das, was den Alltag lebenswert macht.

Belebter Markt in Vietnam

Einblicke in das lebendige Treiben auf einem lokalen Markt.

Was bedeutet Kaufkraftparität überhaupt?

Mit 20 Euro in der Tasche bekommt man in Deutschland zwei einfache Imbissgerichte – knapp kalkuliert. In Vietnam hingegen reicht derselbe Betrag für ein vollständiges Menü für zwei Personen, inklusive Getränken, Dessert und Kaffee. Genau hier setzt der Begriff Kaufkraftparität an – auf Englisch Purchasing Power Parity (PPP). Er klingt technisch, beschreibt aber etwas sehr Alltägliches: den tatsächlichen Wert des Geldes im jeweiligen Land.

Ein Euro hat nicht überall die gleiche Kaufkraft. Arztbesuche, Haarschnitte, Marktbesuche oder ein Kaffee im Straßencafé – all das kostet in Vietnam oft nur einen Bruchteil dessen, was man aus Deutschland kennt. Die Kaufkraftparität macht genau diesen Unterschied sichtbar: Sie vergleicht, wie viel man in einem Land für einen typischen „Warenkorb“ des Alltagslebens bekommt.

Kaufkraft im internationalen Vergleich

Ein Blick auf die aktuellen Daten der Weltbank (Stand: 2024) zeigt die Dimension:

Land BIP pro Kopf (kaufkraftbereinigt, PPP-Dollar)
Deutschland ca. 63.000 USD
Vietnam ca. 13.000 USD

Diese statistischen Werte stehen nicht für das tatsächliche Einkommen einzelner Personen, sondern liefern eine international vergleichbare Durchschnittsbasis.
Die Aussage: In Vietnam lässt sich mit rund 13.000 Dollar ein Lebensstandard finanzieren, für den man in Deutschland etwa 63.000 Dollar benötigt.

Der Unterschied liegt im Preisniveau – nicht in der Lebensqualität.

So viel kostet der Alltag – ein Preisvergleich

Was das konkret bedeutet, zeigt sich im Alltag. Wir leben selbst in Vietnam, kaufen regelmäßig ein, essen außer Haus und bewegen uns selbstverständlich im täglichen Leben. Unsere Einschätzungen basieren auf langjähriger Erfahrung und geben eine realistische Orientierung – besonders für alle, die länger bleiben oder über einen Lebensabschnitt in Vietnam nachdenken.

Frau kauft auf einem vietnamesischen Markt ein

Die Auswahl an frischen, lokalen Produkten ist vielfältig und preiswert.

Beispiel: Monatlicher Bedarf für ein Paar

Kategorie DE (EUR) VN (VND) VN (EUR)
Miete (1-Zi., gute Lage) 850 € 10.000.000 VND ca. 370 €
Lebensmittel (selbst kochen) 300 € 5.000.000 VND ca. 185 €
ÖPNV / Rollerbetrieb 90 € 500.000 VND ca. 18 €
Freizeit / Café / Ausgehen 200 € 4.000.000 VND ca. 148 €
Nebenkosten (Strom, Wasser, Gas, Kommunikation) 270 € 2.150.000 VND 79 €
Gesamt (monatlich) 1.710 € 21.650.000 VND ca. 800 €

Wechselkurs: 1 € ≈ 27.000 VND


Was in Deutschland rund 1.700 Euro kostet, ist in Vietnam für rund 800 Euro zu haben – ohne auf Lebensqualität verzichten zu müssen.

Natürlich hängt vieles vom persönlichen Lebensstil ab. Wer vietnamesisch isst, einfach wohnt und sich auf regionale Produkte einlässt, kommt oft mit 500 Euro monatlich gut zurecht. Wer regelmäßig westliche Produkte konsumiert oder Wert auf hohen Komfort legt, sollte mit 1000 bis 1.700 Euro monatlich rechnen.

Kaffee und Kuchen in Vietnam

Ein entspannter Moment bei Kaffee und Kuchen.

Viele erleben, wie schnell sich ein Alltag einstellt, der einfach, angenehm – und dennoch bereichernd ist. Märkte, kleine Lokale, lokale Arztpraxen – all das ist zugänglich, unkompliziert und deutlich günstiger als zu Hause.

Wie viel Lebensqualität bekomme ich für mein Budget?

Mit einem monatlichen Budget von 1.000 bis 1.500 Euro lässt sich in Vietnam zu zweit gut leben – ohne Verzicht, aber mit Maß. Gutes Essen, ein sicheres Zuhause, medizinische Versorgung und Alltagsfreuden wie Massagen oder ein Besuch im Fitnessstudio – all das ist inklusive. Wer sich auf die vietnamesische Lebensweise einlässt, regionale Produkte nutzt und Gelassenheit mitbringt, merkt schnell: Es braucht oft weniger, als man denkt.

Und manchmal entsteht genau daraus ein neuer Blick auf das, was wirklich zählt – wenn morgens der Kaffee im Straßencafé serviert wird und der Tag einfach beginnt.

Obstverkäuferin in Vietnam

Typische Szene im vietnamesischen Straßenbild: eine mobile Obsthändlerin.

Fazit: Mehr Alltag fürs Geld

Internationale Rankings zeigen Vietnam oft als Land mit niedrigem Einkommen. Doch solche Zahlen erfassen nicht, wie weit das Geld tatsächlich reicht. Die Kaufkraftparität zeigt: Mit einem überschaubaren Budget lässt sich in Vietnam ein Alltag gestalten, der einfach, selbstbestimmt und angenehm ist.

Das Preisniveau ist ein anderes – nicht die Lebensqualität. Und manchmal reicht weniger, um mehr zu leben.

Wenn Du weitere Fragen hast oder tiefer einsteigen möchtest – wir unterstützen Dich gern.

Herzliche Grüße aus Vietnam,

Ly und Heiko.


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