Bittergurke – warum sie bei uns nicht mehr fehlt

Auf Lebensmittelmärkten in Vietnam gehört sie dazu: die Bittergurke, auch Bittermelone genannt. Runzlige Oberfläche, grüne Schale, bitterer Geschmack – kein Gemüse für jedermann. In vielen Küchen hier ist sie ganz selbstverständlich im Einsatz. Für uns war sie das lange nicht – bis sie, erst als Tee, dann in Topf und Pfanne, ihren Platz bei uns gefunden hat.
Ein einfacher Anfang: getrocknete Scheiben, heißes Wasser

Ein paar getrocknete Scheiben, heißes Wasser, ziehen lassen – und trinken. Als die Ernährung bewusster wurde – weniger Zucker, weniger Zwischenmahlzeiten – kam auch das Thema Bitterstoffe ins Spiel. Die Bittergurke wurde empfohlen, vor allem bei Appetit und plötzlichem Heißhunger. Das klang abstrakt, aber ein Versuch war es wert.
Der Geschmack war gewöhnungsbedürftig – aber nicht unangenehm. Nach wenigen Tagen war der Tee einfach da: ein ruhiger Ton im Tagesablauf. Besonders an heißen Tagen oder wenn sich der Hunger meldete, half er, die Balance zu halten.
In der Küche: vielseitig und reduziert

Auch in der Küche hat sie inzwischen ihren Platz. Entkernt, in Streifen geschnitten, gebraten mit Ei oder mariniert mit Kräutern und Limettensaft – nicht als Dauergast, sondern wenn es passt. Ihr bitterer Ton wirkt gerade in leichten Gerichten: klar, reduziert, manchmal fast belebend.
Ein anderer Blick: traditionelle vietnamesische Medizin
Später stießen wir auf eine Erklärung aus der traditionellen vietnamesischen Medizin: Dort gilt die Bittergurke als kühlend – nicht im Sinn von „kalt serviert“, sondern als ausgleichende Zutat im Konzept von Yin und Yang. Es geht um das innere Gleichgewicht – zwischen Hitze und Ruhe, Anspannung und Entlastung. Die Bittergurke steht auf der kühlen Seite. Sie wird genutzt, wenn zu viel im Körper zusammenkommt – nach schwerem Essen, bei Gereiztheit oder innerem Druck. Für uns war das keine Erklärung, aber ein stimmiger Gedanke. Und er passte zum eigenen Eindruck.
Was sagt die Forschung?
Studien liefern kein einheitliches Bild. Manche deuten auf eine regulierende Wirkung hin, andere bleiben ohne klaren Effekt. Ein medizinischer Durchbruch ist es nicht – und will es vielleicht auch nicht sein. Für viele ist die Bittergurke einfach ein Teil bewusster Ernährung: reduziert, unkompliziert, mit Charakter.
Schnelle Hilfe bei Sonnenbrand

Lange unterwegs auf dem Moped, die Sonne knallt – und am Abend macht sich ein Sonnenbrand bemerkbar. An solchen Tagen greifen wir zur Bittergurke: frisch aufgeschnitten, den Saft leicht herausgedrückt und direkt auf die betroffenen Stellen getupft. Bei Bedarf mehrfach wiederholen. Das kühlt, lindert und hilft schnell. Eine einfache Maßnahme – ohne großen Aufwand und mit spürbarer Wirkung.
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Bitter kann anregen
Bitter kann anregen – zum Beispiel dazu, etwas Neues auszuprobieren. Einen ungewohnten Geschmack. Eine andere Zutat. Einen anderen Blick aufs Kochen und Wohlfühlen. Wir greifen nicht täglich zur Bittergurke – aber wenn, dann passt sie. Und ist genau richtig im Moment.
Danke fürs Lesen – und viele Grüße aus Vietnam
Ly & Heiko
Häufige Fragen zur Bittergurke – kurz & klar beantwortet
Kann man Bittergurken in Deutschland selbst anbauen?
Ja, das ist möglich – wenn auch mit etwas Aufwand. Die Bittergurke benötigt viel Wärme und Licht, weshalb sie in Deutschland am besten ab März auf der Fensterbank oder im Gewächshaus vorgezogen wird. Eine Aussaat direkt ins Freiland lohnt sich meist nicht. Einige unserer Gäste aus Europa haben auf unsere Empfehlung hin Samen gekauft und erfolgreich selbst angebaut. Wichtig sind ein geschützter, sonniger Standort, ein nährstoffreicher Boden und eine Rankhilfe. Geerntet werden die ersten Früchte je nach Wetterlage ab Juli.
Wie schmeckt Bittergurke?
Bitter – wie der Name sagt. Der Geschmack ist ungewohnt, aber nicht unangenehm. In kleinen Mengen, gut kombiniert, bringt sie eine klare, herbe Note in Gerichte. Besonders in Brühen, mit Limette oder Ei kann sie überraschen.
Hilft Bittergurke beim Abnehmen?
Bitterstoffe können helfen, das Verlangen nach Süßem zu zügeln. Viele nutzen Bittergurkentee als Unterstützung – besonders, wenn der Appetit außer Kontrolle gerät. Ein Wundermittel ist sie nicht, aber sie kann helfen, bewusster zu essen.
Wie wird Bittergurke in Vietnam zubereitet?
Oft gefüllt, zum Beispiel mit Schweinehack und Glasnudeln, in Brühe gekocht oder kurz gebraten mit Ei. Auch als Tee oder mariniert mit Limettensaft und Kräutern ist sie beliebt. Die Verwendung ist vielseitig, aber meist schlicht gehalten.
Gibt es Nebenwirkungen oder sollte man etwas beachten?
In größeren Mengen kann Bittergurke zu Magen-Darm-Beschwerden führen – besonders roh. Schwangere sollten besser verzichten. Wer unsicher ist oder Medikamente nimmt, sollte sich ärztlich beraten lassen.
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